In den letzten 26 Jahren habe ich hunderte Millionen Euro in deutschen Unternehmen verdampfen sehen. Nicht durch gescheiterte Projekte – das wäre wenigstens ein Lernerfolg gewesen. Sondern durch Innovation Theater: aufwändige Shows, die Innovation vortäuschen, aber nichts verändern.
Wenn Sie gerade in einem Design-Thinking-Workshop sitzen und sich fragen, was das eigentlich bringen soll, haben Sie vermutlich Recht. Der Unterschied zwischen echtem Fortschritt und teurer Beschäftigungstherapie? Den erkläre ich Ihnen.
Was ist Innovation Theater?
Innovation Theater ist die perfekte Illusion. Es sieht aus wie Innovation, riecht wie Innovation – ist aber keine. Stattdessen handelt es sich um eine kostspielige Inszenierung, die Fortschritt vorgaukelt, ohne echten Geschäftswert zu schaffen.
Die typischen Symptome kennen Sie sicherlich: Monatelange Workshops mit bunten Post-its an der Wand, externe Berater, die „agile Methoden“ predigen, aber selbst noch nie Software entwickelt haben, und Innovation Labs, in denen zwar viel experimentiert, aber nie produktiv umgesetzt wird.
Tool-Theater ist dabei besonders perfide. Unternehmen implementieren die neuesten Collaboration-Tools, führen Scrum ein, ohne die Prinzipien zu verstehen, oder kopieren Googles 20%-Regel, ohne die entsprechende Unternehmenskultur zu schaffen. Das Ergebnis? Teure Software-Lizenzen, frustrierte Mitarbeiter und null Veränderung.
Der Kern des Problems liegt in der Verwechslung von Aktivität mit Fortschritt. Innovation Theater konzentriert sich auf den Prozess, echte Innovation auf das Ergebnis. Während im Theater die Show das Ziel ist, sollte bei echter Innovation ein funktionsfähiges Produkt, ein verbesserter Service oder ein effizienterer Prozess entstehen.
Die wahren Kosten von Innovation Theater
Die Rechnung für Schein-Innovation ist brutaler, als die meisten Geschäftsführer ahnen. Ein mittelständisches Unternehmen investiert schnell 200.000 bis 500.000 Euro pro Jahr in Innovationsinitiativen. Bei größeren Konzernen sprechen wir von Millionenbeträgen.
Aber die direkten Kosten sind nur die Spitze des Eisbergs. Die wahren Verluste entstehen durch Opportunitätskosten: Während Sie monatelang Workshops veranstalten, entwickelt Ihr Wettbewerb bereits die nächste Produktgeneration. Während Ihre Teams in endlosen Ideation-Sessions gefangen sind, löst ein Startup mit 10% Ihres Budgets das Problem, für das Sie seit Jahren „innovieren“.
Ein anonymisiertes Beispiel aus meiner Beratungspraxis: Ein DAX-Konzern investierte 18 Monate und 2,3 Millionen Euro in ein „Digital Innovation Program“. Das Ergebnis? 347 PowerPoint-Folien, 23 „vielversprechende Konzepte“ und null funktionsfähige Prototypen. Parallel dazu überholte ein finnisches Startup mit drei Entwicklern das Unternehmen in seinem Kerngeschäft.
26 Jahre Erfahrung zeigen: Echte Innovation sieht anders aus. Sie beginnt nicht mit einem Workshop, sondern mit einem Problem. Sie endet nicht mit einem Konzept, sondern mit einer Lösung.
Die versteckten Kosten sind dabei besonders tückisch: demotivierte Mitarbeiter, die Innovation als leeres Versprechen erleben, verlorenes Vertrauen in Veränderungsprozesse und die Immunisierung gegen echte Innovationsbemühungen.
Innovation Theater vs. Echte Innovation – Der Unterschied
Der Unterschied zwischen Theater und Realität lässt sich an konkreten Merkmalen festmachen:
Innovation Theater | Echte Innovation |
---|---|
Fokus auf Prozess | Fokus auf Ergebnis |
Endlose Workshops und Meetings | Schnelle Prototypen und Tests |
Externe Berater führen | Teams setzen selbst um |
Theoretische Frameworks | Praktische Lösungen |
PowerPoint-Strategien | Funktionierende Software |
Innovation von oben verordnet | Innovation aus Notwendigkeit |
Buzzword-Bingo | Klare Erfolgsmetriken |
Echte Innovation erkennen Sie daran, dass schnell etwas Anfassbares entsteht. Bei einem meiner Kunden entwickelte ein dreiköpfiges Team in sechs Wochen einen Prototyp, der ein jahrzehntealtes Problem löste. Kein einziger Workshop war nötig – nur das klare Ziel, eine konkrete Herausforderung zu bewältigen.
Schein-Innovation hingegen verliert sich in abstrakten Diskussionen. Wenn nach drei Monaten noch immer über „Personas“ und „Customer Journey Maps“ geredet wird, aber kein Kunde ein besseres Produkt erhalten hat, befinden Sie sich im Theater.
Der entscheidende Unterschied liegt in der Messbarkeit. Echte Innovation lässt sich in Euro und Cent bewerten: Kosteneinsparung, Umsatzsteigerung, Effizienzgewinn. Theater produziert nur schöne Präsentationen.
Warum deutsche Unternehmen besonders anfällig sind
Deutsche Unternehmen tappen besonders häufig in die Innovation-Theater-Falle. Das liegt in unserer Mentalität begründet:
Die Gründlichkeits-Falle: Wir planen gerne alles bis ins Detail, bevor wir handeln. Das funktioniert beim Maschinenbau, nicht aber bei Innovation. Während wir das perfekte Konzept entwickeln, ist der Markt bereits weiter.
Das Hierarchie-Problem: Innovation wird oft von oben verordnet, statt aus der Notwendigkeit heraus zu entstehen. Ein Vorstand besucht das Silicon Valley, kommt inspiriert zurück und verordnet „Agilität“ – ohne die Strukturen zu schaffen, die diese ermöglichen.
Berater-Gläubigkeit: Das McKinsey-Syndrom trifft deutsche Unternehmen besonders hart. Externe Berater versprechen Innovation aus der Retorte, aber können sie nicht liefern. Als Unternehmensarchitekt seit 1998 kenne ich beide Welten: die der Strategieberater und die der Umsetzer.
Deutsche Ingenieure sind Weltklasse im Optimieren bestehender Systeme, aber Innovation erfordert manchmal das Verlassen bewährter Pfade. Die Kombination aus Perfektionismus und Risikoaversion ist der ideale Nährboden für Innovation Theater: Es fühlt sich an wie Fortschritt, ist aber sicher.
Der Weg aus dem Innovation Theater
Der Ausstieg aus dem Innovation Theater ist einfacher, als Sie denken – aber er erfordert Mut zur Veränderung:
Schritt 1: Kill the Theater, Start the Work
Beenden Sie alle Aktivitäten, die keine messbaren Ergebnisse in den nächsten 90 Tagen liefern. Keine weiteren Workshops, keine neuen Frameworks, keine zusätzlichen Tools.
Schritt 2: Definieren Sie konkrete Probleme
Statt „Wir müssen innovativer werden“ fragen Sie: „Welches konkrete Problem kostet uns am meisten Geld?“ Echte Innovation löst echte Probleme.
Schritt 3: Kleine Teams, große Autonomie
Geben Sie einem kleinen Team (maximal 5 Personen) die Vollmacht, ein Problem zu lösen. Keine Abstimmungsschleifen, keine Berichtspflichten – nur das Ziel und einen Zeitrahmen.
Metriken die zählen: Working Software over Comprehensive Documentation. Am Ende eines Innovationsprojekts sollte etwas stehen, das Kunden nutzen oder kaufen können.
Der Greenfield Approach bietet hier eine bewährte Alternative: Statt das bestehende System zu „innovieren“, bauen Sie parallel eine neue Lösung auf. Das ist schneller, billiger und erfolgreicher als jedes Transformationsprogramm.
Fazit: Umsetzung schlägt Konzeption
Innovation Theater kostet deutsche Unternehmen Millionen und verhindert echten Fortschritt. Der Unterschied zwischen Theater und Realität liegt nicht in der Kreativität der Ideen, sondern in der Konsequenz der Umsetzung.
Echte Innovation erkennen Sie an drei Merkmalen: Sie löst ein konkretes Problem, sie entsteht schnell, und sie ist messbar. Alles andere ist Theater – möglicherweise unterhaltsam, aber definitiv teuer.
Nach 26 Jahren Erfahrung in der Enterprise Architecture Beratung kann ich Ihnen versichern: Die Unternehmen, die heute erfolgreich sind, haben weniger Zeit mit Workshops verbracht und mehr Zeit mit Bauen.
Sind Sie bereit, das Theater zu beenden und echte Innovation zu starten? Kontaktieren Sie uns für eine kostenlose Innovation Theater Checkliste und erfahren Sie, wo Ihr Unternehmen wirklich steht.
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